Metzstrasse, Kiel, Wohnraum

Metzstrasse 36


Direkt zum Seiteninhalt

Viertel

Lage


Das französische Viertel am Schreventeich/Hasseldieksdamm

In diesem Stadtteil wird seit 1905 mit der Langenbeckstraße an Bernhard Rudolf Konrad
V. Langenbeck (08.01.1810-29.09. 1887), Professor der Chirurgie an der
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel von 1841-1848 erinnert.
Langenbeck soll „Generalarzt der schleswig-holsteinischen Armee“ gewesen sein,
tatsächlich aber diente er im Krieg 1848-1851 sowie im 1864er-Krieg als Generalarzt.
Generalarzt war Langenbeck in den Kriegen 1866 sowie 1870/71.7' Bemerkenswert ist daran,
dass Langenbeck sich im schleswig-holsteinischen Krieg 1848-1851 engagierte,
obwohl er schon seit dem 13. Mai 1848 die Leitung der Berliner Charité übernommen hatte.
Allerdings nennt die textliehe Ergänzung auf dem Straßenschild (am Westring)
nur Langenbecks Lebensdaten und seinen Status als „Prof d. Chirurgie“,
während der militärische Dienstgrad unterschlagen wird.
Ebenfalls nach einem Militärarzt wurde die Stromeyerstraße 1905 benannt, nämlich nach
„Georg E L. Stromeyer (6.3.1804-15.6.1876) Prof. der Chirurgie an der Universität Kiel
von 1848-1852, [ab 1851] Generalstabsarzt der schleswig-holsteinischen Armee“. Er war
der Nachfolger des eben erwähnten Bernhard Rudolf Konrad v. Langenbeck, als dieser an
die Berliner Charité berufen worden war.
An den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 bzw. an sechs große Schlachten” - oder
an die ab 1871 (bis 1918) zum Deutschen Kaiserreich gehörenden Ortschaften - erinnern
Straßennamen im Bereich des Wilhelmplatzes. Kein Schild dieser sechs Straßen, weder die
noch erhaltenen ursprünglichen, noch die moderneren enthalten einen eindeutigen Hin-
weis.“ Die überlieferten Akten nennen allerdings die Schlachten, auf die sich die Namen
beziehen. Am 29. November 1895 erhielten die Weißenburgstraße und die Wörthstraße
ihren Namen in „Erinnerung an die Schlacht bei Weißenburg am 4. August 1870“ bzw. an die
„Schlacht bei Wörth am 6. August 1870“. Dass solche Schlachten nicht ohne Tote und
Verwundete abgingen, könnten zwar jedem Bewohner oder Besucher dieser Straßen klar sein,
aber diesbezügliche Angaben wären doch angemessen, es gibt sie aber weder im
„Straßenlexikon“ noch an den Straßenschildern. Bei Weißenburg beliefen sich die Verluste auf 700
Tote, Verwundete und Gefangene auf deutscher Seite und 1.000 auf französischer.“
In der Schlacht bei Wörth waren die beiderseitigen Verluste sehr viel größer, schlimmer - 10.642
Auf deutscher und 8.000 Tote und Verwundete auf französischer Seite.

Nach zweimonatiger Belagerung kapitulierte Metz,
wonach die Metzstrasse ebenfalls am 29. November 1895 benannt wurde.

Allein darauf bezieht sich die Eintragung des „Straßenlexikons“:
„Zur Erinnerung an die Einnahme von Metz am 27. Oktober 1870.“
Nichts weist auf die unglaublichen Verluste auf französischer Seite hin;
es starben während der Belagerungskämpfe 2.140 Offiziere,
42.350 Tote und Verwundete wurden bei den übrigen Dienstgraden gezählt;
auf preußisch-deutscher Seite war der Tod von 102 Offizieren und
5.000 sonstigen Soldaten zu beklagen.
Die Gravelottestraße und die Spichemstraße erhielten ihre Namen am 3. März 1900 in Erinnerung
an die Schlacht bei Gravelotte, einen kleinen Ort in Lothringen, am 18. August 1870
bzw. „an die Erstürmung der Spicherner Höhen am 6. August 1870.“
Von ca. 20.000 beteiligten deutschen Soldaten fanden bei Spichern 850 den Tod, ca. 4.000 wurden verwundet –
wie viele von diesen später ihren Wunden erlagen, ist unbekannt.
Auf französischer Seite fanden von den ca. 25.000 beteiligten Soldaten ca. 320 den Tod,
1.660 wurden verwundet und 2.100 gingen in Gefangenschaft.
In der Schlacht bei Gravelotte” (auch 3. Schlacht bei Metz genannt) hatten beide Armeen erhebliche Verluste:
„Die Deutschen hatten seit der Völkerschlacht bei Leipzig [16.-19.10.1813] keinen verlustreicheren Kampf mehr geführt.“ Auf beide Seiten sollen jeweils ca. 1/8 der beteiligten Soldaten ihr Leben verloren haben oder verwundet worden sein
- das wären auf deutscher Seite ca. 26.000 (von 209.000) und auf französischer Seite ca.
21.000 (von 170.000). Vorstellbar wäre es, z. B. auf dem Schild Gravelotterstraße lesen zu
können: „Zur Erinnerung an die insgesamt fast 50.000 Toten und Verwundeten der
Schlacht bei Gravelotte.“
Im seit 1871 geeinten Deutschen Kaiserreich war der 2. September 1870 ein inoffizieller
Staatsfeiertag, an dem der Kapitulation der französischen Armee nach der Schlacht bei
Sedan (01.09.1870) triumphal gedacht wurde. Erst 1909, also 29 Jahre nach der Schlacht bei
Sedan, erhielt die Sedanstraße ihren Namen. Dabei handelte es sich vorerst um eine
Stichstraße, die zur neuen Kaserne des Infanterieregiments 85 führte. Von dieser einzigen
Heereseinheit in Kiel leitete sich die (marineinterne) Bezeichnung „Fünfundachtziger (85er)
_.. für alle Landsoldaten“ ab.
Genauso wenige Assoziationen zur militärischen Herkunft wie die Gravelotte- oder
Spichernstraße weckt die Baustraße. Die 1869 als, Schulstraße angelegte Straße von der
Brunswiker Straße in Richtung der 1. Knaben-Realschule” (später Muhliusschule) erhielt
1901 ihren jetzigen Namen in „Erinnerung an das Treffen bei Bau [dänisch Bov]
(nördlich von Flensburg) am 9.4.1848, bei dem fast das ganze freiwillige Studentenkorps
nach schweren Verlusten in dänische Gefangenschaft geriet.“
Das Wort „Treffen“ ist ein zeitgenössischer Euphemismus für ein blutiges Gefecht
zwischen ausgebildeten Soldaten auf der dänischen und einem „studentischen Hilfskorps“
auf der schleswig-holsteinischen Seite, was aber immerhin mit der Formulierung „schwere Verluste“
zum Ausdruck kommt. Ähnlich euphemistisch ist ja auch die Verwendung „gefallen“,
womit „im Kriege zu Tode gekommen“ (und zwar unter meist grauenhaften Umständen) gemeint ist.

Quelle:
Mitteilung der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte Band 90, Heft1
Hartwig, Militär- und marinegeschichtliche Straßennamen Thoma




Aktuell | Wohnraum | Lage | Energie | Komfort | Adressen | Info | Geschichte | Kontakt | Sitemap


Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü